Praxis für Akupunktur und Homöopathie
Erika Wilhelm – Heilpraktikerin
Nierstein bei Mainz

Chronische Darmerkrankungen

Immer mehr Patienten entwickeln chronische Darmerkrankungen – davon betroffen sind nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche. In einer Studie wurde der Frage nachgegangen, ob die antibiotische Behandlung von Kindern die Entwickung von Darmerkrankungen (wie z.B. Colitis ulcerosa oder Morbis Crohn) fördert.

In dieser Studie wurden Daten von einer Million Kinder ausgewertet, die zwischen 1994 und 2009 in 464 Arztpraxen mit gängigen Antibiotika behandelt wurden. Ergebnis: Wer in seiner Kindheit und Jugendzeit (in der Studie bis 17 Jahren) mindestens einmal mit Antibiotika behandelt wurde, hat ein fast doppelt so hohes Risiko eine chronische Darmerkrankung zu entwickeln (ohne Antibiotika-Behandlung 0,83 von 10.000 Kindern, nach Antibiotika-Therapie 1,52 von 10.000 Kindern).

Sowohl das Alter als auch die Dosis spielt eine große Rolle im Hinblick auf das entstehende Risiko: Kinder, die in ihrem ersten Lebensjahr antibiotisch behandelt wurden, haben ein fünffach (!) erhöhtes Risiko. Jeder weitere antibiotische Behandlung lässt das Risiko um weitere 6% ansteigen.

Nicht alle Antibiotika haben ein gleich hohes Risikopotential – weit verbreitete Substanzen wie verschiedene Penicilline (Amoxicillin, Ampicillin), Cephalosporine und insbesondere Metronidazol  sind jedoch besonders risikoreich.

(Titel: Antibiotic Exposure and IBD Development among Children. A population-based Cohort Study; Matthew P. et al. Pediatrics 2012 130: S.794 – 803)

 

Welche Konsequenzen sollte man aus diesen Ergebnissen ziehen?

Man kann sicherlich nicht grundsätzlich auf jede antibiotische Behandlung verzichten – allerdings sollte man wirklich nur dann Antibiotika einsetzen, wenn es absolut notwendig ist. Außerdem sollte man, wo es zeitlich und technisch möglich ist, vorab im Labor ein Antibiogramm erstellen lassen. Mit einem Antibiogramm besteht die Möglichkeit, das wirklich passende Antibiotikum bestimmen. Dieses ist dann normalerweise zuverlässig in der Lage, den vorhandenen Bakterienstamm zu eliminieren, weitere Antibiotika-Behandlungen sind dann im direkten Anschluss normalerweise nicht notwendig. Bei der Verordnung sollte man darauf achten, dass möglichst nicht solche Substanzen enthalten sind, die sich in der Studie als besonders risikoreich herausgestellt haben. Neben einer Antibiotikabehandlung sollte immer eine naturheilkundliche Begleittherapie vorgenommen werden, um Nebenwirkungen und Langzeitschäden vorzubeugen.

In einer Ärzteinformation der kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH Journal 4/12) wurden die Langzeitrisiken einer antibiotischen Behandlung folgendermaßen dargelegt:

“Eine Antibiotika-Therapie kuriert möglicherweise den Infekt des Patienten, verändert aber auch die
Resistenzeigenschaften der Erreger, mit denen er besiedelt ist. Jeder Mensch trägt auf seiner Haut oder Darmschleimhaut unzählige Erreger, die zur normalen physiologischen Flora gehören. Darunter gibt es immer auch zahlreiche Subpopulationen (Untergruppen), die besondere Resistenzen haben, sich aber nicht ausbreiten können, solange andere Erreger den ‘Platz beanspruchen’. Durch die Therapie bekommen die resistenten Erreger einen Selektionsvorteil gegenüber den empfindlichen und vermehren sich. Studien zur Behandlung von Harnwegsinfektionen zeigen zum Beispiel: Eine nur wenige Tage andauernde Antibiotikaeinnahme genügt, damit beim betreffenden Patienten noch ein Jahr später eine höhere Zahl resistenter Erreger auf Haut und Schleimhaut nachweisbar ist als bei einer Person, die nicht mit Antibiotika behandelt wurde. Die resistenten Erreger können dann von Mensch zu Mensch weiterverbreitet werden und so die Resistenzlage der Allgemeinbevölkerung beeinflussen. Deshalb sollte jede Antibiotika-Gabe gut überlegt sein.“

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